Kurtchen Rotschnabel in Bad Freienwalde gelandet


Die NaturFreunde Oberbarnim-Oderland e.V. schauen ab Mitte Februar täglich am Storchennest am Scheunenberg vorbei, um Kurtchen Rotschnabel, oft einer der ersten Störche in Brandenburg, zu begrüßen. In diesem Jahr wurde er das erste Mal schon am 15.02.2019 gesichtet.

Er wird wohl aufgrund des warmen Wetters vom Frühlingserwachen ausgehen. Kurtchen startet bereits nach einer kurzen Erholungsrast zum Essen ins Oderbruch, so dass er noch nicht all zu oft auf dem Nest zu sehen ist.

Wenn er sich dann gut vom langen Flug gestärkt hat, geht er an den Nestbau, denn wenn seine Partnerin kommt, muss alles fertig sein sein, sonst fliegt sie weiter und sucht sich einen zuverlässigeren Partner. Es scheint, als ist Kurtchen seine Partnerin Erna Schwarzfeder besonders wichtig, so dass er immer einer der ersten Störche ist, die aus dem Süden zurückkommen.

Meist kommt er zwischen Ende Februar und Anfang März an.

Übrigens tragen die Störche ihre Namen nicht von ungefähr.

Sie wurden von den NaturFreunden Oberbarnim-Oderland als Erinnerung an Erna und Kurt Kretschmann, den deutschlandweit bekannten Freienwalder Naturschützern, 2008 so benannt.

Das Kurtchen immer einer der ersten Störche Brandenburgs ist, liegt daran, das Störche Segler sind und Aufwinde (Thermik) benötigen. Über dem Mittelmeer gibt es diese nicht, so das Störche nicht übers Meer kommen.

Sie können als sogenannte Ostzieher nur entweder über den Bosporus (Meerenge Türkei) oder als Westzieher über die Straße von Gibraltar (Meerenge) fliegen. Dies aber nur bei Rückenwind. Bei starkem Gegenwind ist dies unmöglich. Kurtchen ist im Gegensatz zu den meisten seiner Brandenburger Artgenossen ein Westzieher. Er über fliegt aber seit einiger Zeit nicht mehr die Meerenge gen Afrika, sondern bleibt gleich in Spanien und ernährt sich dort von Müllkippen oder Reisfelder. Warm genug ist ihm dort auch.

Während die anderen Störche also auf günstigen Wind warten, ist Kurtchen in aller Ruhe frühzeitig aufgebrochen und somit einer der ersten Störche in Brandenburg.

Sind sich die Störche treu?

In der Regel schon. Solange das Nest gut vorbereitet ist. Die Störchin möchte gute Gene für Ihren Nachwuchs vom Storchenvater haben. So achtet sie penibel auf Sauberkeit und Ordnung. Wie weit dies gehen kann zeigt eine Sage aus Schiffmühle-Gabow, einem heutigen Ortsteil von Bad Freienwalde in der  damaligen Neumark gelegen.

So war auf der Scheune des Fischers Schulz ein Storchennest. Einst wollte das Storchenpaar im Frühling wie gewöhnlich das Nest wieder beziehen, doch da zeigte sich ein anderer mächtiger Storch, und es entbrannte ein heißer Kampf um das Weibchen. Der fremde Storch blieb Sieger, sein Gegner wurde fürchterlich zugerichtet, stürzte vom Scheunendach und brach ein Bein. Das Weibchen wollte aber durchaus von dem fremden Storch nichts wissen, sondern blieb ihrem verunglücktem Manne treu, so dass der andere Storch endlich das Weite suchte.

Die alte Schulzen nahm sich des Verwundeten an, verband ihm das Bein und heilte ihn, wonach der Storch eine große Zuneigung zu ihr an den Tag legte. Als er vollständig wiederhergestellt war, sagte einst die Alte, die vor der Türe Wolle spann, zu ihrem Lieb ling, der ohne Furcht auf dem Hofe umherlief, sein Futter aus der Hand nahm und dann auch auf das Dach zu seinem Weibchen flog: Kneppendräjer, ik hebbe di nun dien Been jeheelt, nu kannst du mi ut jennet Lant, wo du nu balle hentrekst, ok fär mine Möe war metbrenden.

Das Storchenpaar zog bald danach fort, und als es im nächsten Frühjahr wieder erschien, war die Alte zufällig vor der Hintertür. Sieh, da flog der Storch ganz dreist zu ihr vom Dach herunter, und legte eine goldene Münze zu ihren Füßen. Auf der Münze stand eine Inschrift, die aber selbst der Prediger des nächsten Ortes nicht lesen konnte. Lange wurde das Goldstück in der Familie als Andenken aufbewahrt, kam dann in das Schulzenamt und von hier an den Amtmann in Neuenhagen, wo die Gabower früher Hofdienste zu leisten hatten. Der Amtmann hatte nämlich die ihm auf einem Gelage erzählte Geschichte für ein Märchen gehalten und durch den Augenschein erst eines Besseren belehrt werden müssen. Wo aber seitdem die Goldmünze verblieben, weiß niemand, da der Amtmann aus Neuenhagen fortgezogen ist.

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